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Botticelli und Elisàr von Kupffer

Analogien zwischen Botticelli und Elisàr von Kupffer (Elisarion)

Die Gegenüberstellung der Werke der beiden Maler zeigt, es gibt viele Gemeinsamkeiten, aber auch unübersehbare Unterschiede. Identisch ist die Anordnung der Figuren auf einer fast gleichmässigen Vordergrundebene, die Leich­tigkeit, respektive das Schwebende der Figuren, die zentral­perspektivische Ausrichtung des Hintergrundes, die Umrandung der Figuren mit einem dunklen Strich sowie die Darstellung der Vegetation. Auch die kompositorische Anordnung der Figuren gleichen sich.

Doch anders als bei Botticelli sind bei Elisarion die Details wenig ausgearbeitet. Die Gesichter sind gleichmässig und eher ausdruckslos. Dazu kommt, die Körper der Jünglinge sollen uns an denjenigen von Elisarion in seiner Jugend erinnern: Ein eher unsport­licher Körper mit schmalen Schultern und breiter, leicht pummeliger Hüfte, den man auch als weiblich-verweichlicht bezeichnen darf. Man darf sich nun fragen, wollte der Künstler dies bewusst so –, oder konnte er es nicht besser?

Ein Vergleich mit den übrigen Werken von Elisàr von Kupffer zeigt, die Wiedergabe der Mimik in einem Gesicht war für ihn nicht wichtig. Die Darstellung seines eigenen unsport­lichen Körpers kann man in den meisten Bilder wieder­erkennen –, offensichtlich eine bewusste Ent­schei­dung. Maltechnisch sind viele seiner Werke dem Nach­im­pres­sionismus zuzuordnen und haben eine durchaus beachtliche malerische Qualität.

Die Darstellung der homoerotischen Erfahrungen und Gedankenwelt ist allerdings erstmalig seit der klassischen griechischen Zeit und hat nichts mit den mythologischen und christlichen Allegorien von Botticelli zu tun.