Der Tod von Eduard von Mayer

Eduard von Mayer liess vor seinem Tod eine Totenmaske von sich anfertigen. Sie wurde vom renommierten Locarneser Bildhauer Remo Rossi (Tessiner Zeitung) nach einem Gipsabdruck in Marmor ausgeführt. Sie ergänzt die auf gleiche Weise angefertigte Büste von Elisarion.

Am 5. Januar 1961 erschien im «Il Dovere» seine Todesanzeige, die er im voraus selbst erstellt hatte und daraus ist ersichtlich, er ist am 26. Dezember 1960 gestorben. Die Biografie von Eduard von Mayer.

Seine Todesanzeige hat eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit der Todesanzeige die für Elisàr von Kupffer erschienen ist. Eduard von Mayer richtet sich darin an das Publikum mit den einleitenden Worten:

Den Freunden und Feinden zur Kenntnis. …

Seine eigene Todesanzeige beginnt mit:

An die vielen die mich kannten
vom Sehen,
an die wenigen die mich kannten
in meinem Geist,
gebe ich meinen letzten Abschied. …

 

L'Eco di Locarno, Dienstag, 27. Dezember 1960

Von Mayer ist gestorben

Gestern starb friedlich in seinem Haus in Minusio Herr Dr. Eduard von Mayer, geboren vor 87 Jahren in Russland in eine alte und noble baltische Familie.

Etwa vor 40 Jahren ist er in den Tessin gezogen wo er in Muralto Wohnsitz nahm, und wo er durch Naturalisation Tessiner Bürger wurde.

Der Verstorbene war zusammen mit seinem Freund und Lehrer von Kupffer genannt Elisarion, Mitbegründer des Tempel der Schönheit. In der nächsten Nummer werden wir mit einem grösseren Artikel sein Leben und Werk würdigen.

 

Zeitungsausschnitt

Popolo e Libertà, Montag, 2. Januar 1961

Elisarion

Der Name des bekannten Museums in Minusio ist in diesen Tagen im Munde vieler, ist doch am Stefanstag der Hausherr und Besitzer von Mayer, an der Schwelle seines 88. Lebensjahres, von uns gegangen.

Eduard von Mayer wurde 1783 in St. Petersburg geboren; sein Vater war Artzt des Zaren, der aus dessen Dienst austrat, weil er das erste Krankenhaus erbaute. Von Mayer war ursprünglich Balte. Studiert hat er zuerst in Russland, doch sein Doktorat in Philosophie machte er in Deutschland. Er verbrachte die ersten Jahre seines Lebens reisend durch fast alle Staaten Europas, Kleinasiens und entlang der afrikanischen Küste. Während des ersten Weltkrieg liess er sich in Muralto nieder, zusammen mit einem Landsmann, den er von Florenz her kannte, dem Künstler und Maler Elisarion von Kupffer. Sein beträcht­li­ches Erbe brauchte er für die Förderung der Sichtbarkeit der volumenreichen philo­so­phischen Ideen des Freundes und später für die Errichtung eines grossen Frieses, welches dessen Ideen über das Jenseits illustriert, nämlich «Die Klarwelt der Seligen».

1927 liess von Mayer in Minusio eine eigene Villa errichten nach baltischem Gusto, zehn Jahre später wurde sie zu einem richtigen Museum um die Werke seines Kameraden auszustellen, welcher 1942 starb.

Eduard von Mayer hinterlässt nun sein Haus und Museum dem Staat und Kanton Tessin und Teil des Gartens der Gemeinde Minusio, damit daraus ein kleiner öffentlicher Park werde.

 

Zeitungsausschnitt

Giornale del Popolo, Martedi 3 gennaio 1961

Das Elisarion an den Staat, der Garten an die Gemeinde Minusio

Der Philosoph und Künstler Dr. Eduard Mayer, vor kurzem gestorben in unserer Heimat, hat sein Haus und Museum «Elisarion» dem Staat vermacht und den grossen Garten der Gemeinde Minusio, er soll ein öffentlicher Park werden. Es ist nicht bekannt, welche Bedingungen der Erblasser gemacht hat, aber wenn sie dem entsprechen, was der Gemeinde Minusio seinerzeit versprochen wurde, ist es zweifelhaft, ob das Erbe ange­nommen wird.

 

Zeitungsausschnitt

Libera Stampa, Mittwoch, 4. Januar 1961

Garten der Gemeinde Minusio vermacht

Dr. Eduard von Mayer, ursprünglich Russe und Sohn des Arztes des Zaren, Philosoph, Physiker, Mathematiker und Schriftsteller hat verfügt, dem Staat und Kanton Tessin all sein Besitz zu überlassen in Form einer «Fondazione Elisarion».

Der Verstorbene hat auch verfügt, der Garten gehe an die Gemeinde Minusio, wo er seit 45 Jahren wohnte, so dass daraus ein entzückender öffentlicher Park werde.

 

Zeitungsausschnitt

Gazzetta Ticinese, Mittwoch, 4. Januar 1961

Grosszügigkeit

Dr. Eduard von Mayer, Russe von Geburt, und Sohn des Arztes des Zaren, Philosoph, Physiker, Mathematiker und Schriftsteller, einer jener Menschen die immer seltener werden, sein ganzes Leben widmete er den Idealen der Schönheit und Aufrichtigkeit, verstarb am Stefanstag in seinem Haus und Museum «Elisarion», hat verfügt, dass der Staat und Kanton Tessin seinen ganzen Besitz in Form einer «Fondazione Elisarion» erhält.

Aber der Verstorbene hat auch an die Gemeinde Minusio gedacht, wo er seit 45 Jahren wohnte, er verfügte dass der Garten der Villa ihr gehöre um daraus ein entzückender öffentlicher Park zu machen.

 

Zeitungsausschnitt

Il Dovere, Donnerstag, 5. Januar 1961

An die vielen die mich kannten

An die vielen die mich kannten
vom Sehen,
an die wenigen die mich kannten
in meinem Geist,
gebe ich meinen letzten Abschied.

Ich litt und erfuhr das Leben, verliess es ohne zu bedauern, und nicht verzweifelt – in die ferne Zukunft – zu einem Sein viel wahrhaftiger, viel gerechter und viel einiger.

Gott gewährte mir die Gnade einer noblen Pflicht: da zu sein für 45 Jahre als Freund einer grossen Seele, das war Elisarion, und zu sein der Gefährte in seinem spirituellen Kampf, der durch sein Denkmal lebt, dem Sanctuarium Artis Elisarion, dem Symbol der Göttlichen Ordnung der Harmonie und Einigkeit.

Das Leben ist harte Realität, um uns darin zu unterstützen gibt es einen Weg: versuche mitzutragen, mitzustehen, mitzuwirken, für die wahre menschliche und christliche Barmherzigkeit.

Ich danke den Freunden und Freundinnen, welche mir halfen durch ihr Verständnis und sich nicht um Opfer scherten. Ich möchte meine Dankbarkeit ausdrücken an den Tessin und an die Schweiz, welche meinem Freund und mir ein zweites Heimatland gaben und ermöglichten das grosse Werk eines ganzen Lebens zu vollenden, oder besser das zweier Leben. Vor allem aber gilt meine tiefe Dankbarkeit einer Person, vertrauenswürdig, ehrenhaft und verständnisvoll, das war für Elisarion und mich Frau Margherita Fenacci, welche heute – da ich von dieser Welt befreit bin – mit Freunden zusammen die Aufsicht über das grosse Werk hat, sie erlebte dessen Geburt und dessen Vollendung und wird es eines Tages der Öffentlichkeit übergeben.

Korinther 13

Minusio, 26. Dezember 1960

(Tag meines Todes)

Eduard von Mayer

 

Zeitungsausschnitt


Korinther 13

1 Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. 2 Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubens­kraft besässe und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. 3 Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts. 4 Die Liebe ist lang­mütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. 5 Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. 6 Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. 7 Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. 8 Die Liebe hört niemals auf. Prophetisches Reden hat ein Ende, Zungenrede verstummt, Erkenntnis vergeht. 9 Denn Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser prophetisches Reden; 10 wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk. 11 Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war. 12 Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin. 13 Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am grössten unter ihnen ist die Liebe.

1961–1973

Die Zeit des Niedergangs

Der Tod von Eduard von Mayer markiert den Anfang eines fortschreitenden Niedergangs des Sancturaium Artis Elisarion mit wenigen Besuchern, und fand das endgültige Aus nach dem Tod der treuen Haushälerin Rita Fenacci, welche die Rolle des ehemaligen Hausherrn und «Wächters» Eduard von Mayer nicht weiterzuführen vermochte. Mit ihrem Tod am 2. Juni 1973 fanden der Klarismus und seine heilige Stätte ihr Ende.

Il Dovere, Locarno, Gambarogno e Valli, Freitag, 13. Juni 1975

Das Gebäude der Fondazione Elisarion in Minusio wird wiederhergestellt

Das «Elisarion»: es soll sich in ein kleines Kulturzentrum verwandeln. Das öffent­liche Gebäude soll für kulturelle und künstlerische Zwecke da sein: Kunst­aus­stel­lungen, Konferenzen, Konzerte usw. – Für die Renovierung braucht es mindesten zweihunderttausend Franken.

Wie die Gemeindeverwaltung mitteilte, wird der Gemeinderat angefragt für die Autorisa­tion der Renovierung des Gebäudes der Fondazione Elisarion, für die total 196 264 Franken veranschlagt sind. Die Mitteilung erinnert daran, dass die Gemeinde Minusio, mit der Zustimmung der Legislative, die Schenkung akzeptiert hat, wie auch gleichzeitig die Auflagen der Spender.

Insbesondere die Gemeinde «hat sich verpflichtet das Objekt der Spende zu nutzen; die notwendigen Änderungen und Reparaturen sollen so weit wie möglich kulturellen und künstlerischen Zwecken dienen, in jeder Hinsicht sollen die Änderungen den Charakter des Elisarions erhalten».

Die Rotunde wird erhalten in ihrem aktuellen Zustand mit einem eigenen Zugang: Die Räume im Erdgeschoss sind geeignet, um alle Objekte des künstlerischen Werkes des Denkers und Philosophen von «Die Welt der Glückseligen» aufzubewahren. Die Räume werden verschlossen sein, der Schlüssel wird an Personen abgegeben, die Interesse zeigen, an den Dokumenten, welche die Visionen des Künstlers zugänglich machen. Die oberen Räume werden benutzt für kulturelle Zecke wie schon erwähnt (Kunst­aus­stellungen, Konferenzen, Konzerte usw.).

Die Urnen der Aschen, die Erinnerungen an die Familie, die Bilder unterschiedlicher Natur und die oben erwähnten Werke werden im Gebäude aufbewahrt.

Im Laufe der letzten Jahre sind wiederholt Arbeiten vorgenommen worden um den weiteren Zerfall des Gebäudes aufzuhalten, welches sich bei der Schenkung in einem prekären Zustand befand.

Im Frühling 1973 hat man eine Sichtung vorgenommen, um die Objekte, Schriften und Kunstwerke, zu ordnen – doch ein detailliertes Inventar wurde nicht erstellt.

Das Bauamt der Gemeinde hat darauf Pläne für den notwendigen Umbau erstellt, finanziert aus dem ordentlichen Budget. Auf der Gemeindeverwaltung ist man heute für die Realisierung, abgesehen von den notwendigen Parkplätzen, es wird darauf hingewiesen, dass diese mehr als 100 000 Franken Kosten verursachen würden, ohne Kompensation für die anderen finanziellen Verpflichtungen.

 

Zeitungsausschnitt

Il Dovere, Locarno, Gambarogno e Valli, Montag, 26. Septembrer 1977

Bis zum Jahresende wird das neue Kulturzentrum von Minusio eingeweiht

Das neue «Centro Culturale di Minusio» in der Villa Elisarion wird bis Ende Jahr einge­weiht oder spätestens im Frühjahr 1978. Und die Gemeindeverwaltung hat entschieden, wer nach dem aufwendigen Verfahren der Wiederherstellung des historischen Gebäudes dafür verantwortlich ist. Vor bereits fast zwei Jahren hat die Arbeit begonnen: Wie man heute sieht, ist der Zustand des Hauses schlimmer als man zuerst annahm, und darum kann die Wiederherstellung nicht nur durch die Handwerker des Werkhofes der Gemeinde durchgeführt werden. Wegen eines Rekurses einer privaten Baufirma, sind die Bauarbeiten temporär eingestellt, bis diese eine zuverlässige Kostenschätzung unter­breitet. Trotz dieser Verzögerung sollten die Kosten im Rahmen der 200 000 Franken bleiben, welche der Gemeinderat bewilligt hat. Weil die Villa an der zentralen Via Simen liegt, bliebt aber das Problem der Parkplätze. Der Kauf von angrenzenden Flächen ist viel zu teuer, darum zieht man die Schaffung von sieben Parkplätzen vor der Villa wieder in Betracht, für welche die nächste Gemeindeversam­mlung einen Kredit sprechen muss.

Das Centro Culturale in der Villa Elisarion wird folgendermassen strukturiert: Im Erdge­schoss wird die Bibliothek einziehen, welche sich heute im Schulhaus befindet. Deren Direktor, der Lehrer und Poet Angelo Case, hat beantragt, dass dafür sein jährlicher Kredit vergrössert wird. Vor der Bibliothek wird ein Lesesaal entstehen, in dem auch eine kleine Bibliothek deutscher Literatur Platz hat.

Der erste Stock erhält einen Besprechungszimmer und ein kleines Museum mit typischen antiken Möbeln und alten Drucken. Dieser Raum wird auch als Empfangsraum der Gemeinde dienen. Auf der gleichen Ebene befindet sich auch ein runder Raum, den man über einen langen Korridor erreicht, er wird zum Saal für Konzerte und temporäre Ausstellungen.

In der obersten Etage entsteht eine Wohnung für den Bibliothekar. Wie man sieht, es wurde ein wirklich interessantes Projekt erarbeitet.

Die Villa Elisarion wurde von den verstorben Elisàr von Kupffer und Eduard von Mayer gespendet. Diese haben damit ein Problem geschaffen, im Sinne dass sie im Testament verfügten, das Land gehe an die Gemeinde und das Gebäude (mitsamt dem darin enthaltenen Werk) an den Kanton. Der Staat hat unterdessen auf seinen Teil des Nach­lasses verzichtet, er hat nur die regulären Erbschaftssteuern erhoben, die beträchtlich sind, weil keine direkten Nachkommenschaft geltend gemacht werden kann (rund 100 000 Franken). Dieser Betrag wurde mit dem Verkauf zweier anderer gespendeter Liegenschaften in Solduno gedeckt.

Das Hauptproblem war somit gelöst. Nun war zu entscheiden, was man aus der Spende macht. Der Testament-Vollstrecker, Inspektor Giuseppe Mondada hat mehrere Kaufofferten zurückgewiesen, und entschieden die Villa der Gemeinde zu schenken zugunsten eines Kulturzentrum.

* * *

Elsiàr von Kuppfer und Eduard von Mayer waren von ihrer Herkunft estnische Aristo­kraten: Der erste studierte Recht und Geschichte in Russland und Deutschland, der zweite doktorierte in Deutschland in Philosophie. Sie kannten sich schon als Jugendliche in St. Petersburg (heute Leningrad): der Anfang einer Freundschaft die erst mit ihrem Tode endete. Einer typischen nordischen Tradition folgend, machten sie sich auf Richtung Süden von Europa um die griechische Kultur und die florentinische Renaissance zu entdecken. Zu dieser Zeit wurden sie überrascht von der bolschewistischen Revolution 1917 in Russland: sie konnten ihr Hab und Gut nach Finnland retten und entschlossen sich im Kanton Tessin niederzulassen (sie wohnten zuerst an der Via San Gottardo in Muralto und liessen später die Villa Elisarion in Minusio errichten). Sie integrierten sich aber nicht in unsere Gesellschaft: sie lebten immer für sich, widmeten ihr Leben dem Studium und der Meditation, oder betätigten sich künstlerisch (von Kupffer als Maler und von Mayer als Schriftsteller).

Die Villa Elisarion ist die anschauliche architektonische Darstellung ihrer Philosophie. Ihr folgend, ist das irdische Leben fundamental gezeichnet von den Übeln der menschlichen Seele, obwohl geregelt von den ewigen Gesetzen der Natur, ist sie völlig frei von jeder göttlichen Fügung (eine Konzeption im Gegensatz zur christlichen, basierend auf der Pluralität der Welten). Unser tristes Leben, wird gemäss ihrer Philosophie, erleuchtet werden von der Schönheit, von der Botschaft der klaren Welt der Glückseligen, dem positiven Gegensatz des Irdischen. Die Villa Elisarion nimmt Bezug zu den irdischen Bedürfnisse des Menschen und sie ist durch einen schmalen, engen Korridor verbunden (die Zeit der Sühne symbolisierend) mit dem grossen runden Saal, wo die Farben der Fresken an der Wand durch das Spiel des Lichtes irreal erscheinen (gemalt von Kupffer, heute zusammengefügt in der «Rotunde» im ersten Stock), die auferstandene Menschheit im ewigen Frieden der «Klarwelt der Seligen» darstellend. Bester Ort – für das Centro Culturale von Minusio war garantiert nichts passenderes zu finden: zu seiner ausstehenden Eröffnung, wie gesagt, in nur wenigen Monaten, wird die gesamte Bevölkerung in der Lage sein, dieses wenig beachtete Kapitel der Geschichte dieses Ortes, handfest zu begreifen.

 

Zeitungsausschnitt

Il Dovere, Locarno, Gambarogno e Valli, Donnerstag, 16. März 1978

 

Frei von anderen Verpflichtungen des Werkhofes wird gearbeitet

Seit einem Jahr schleppender Umbau des Hauses Elisarion in ein Kulturzentrum für Minusio

Die Arbeiten für das Haus Elisarion sind in erheblichem Verzug, welches Ende letztens Jahres oder spätestens anfangs dieses Jahres als Centro Cuturale von Minusio eröffnet werden sollte. Die Arbeiten, um optimistisch zu sein, werden erst gegen Ende dieses Jahres fertig.

Das Problem, welches kürzlich der Gemeinderat bekannt gab: Er weist darauf hin, dass 200 000 Franken veranschlagt wurden, sowie nachfolgend 60 000 Franken für die Errichtung von einigen Parkplätzen. Nach der Meinung der Verantwortlichen des Werk­hofes, ist der Umbau heute in der Hälfte des Weges angelangt, es geht sehr langsam weil nur, wenn Schlechtwetter ist, einige wenige des 24-köpfigen Teams daran arbeiten können. Die Arbeiten am Elisarion sind fast durchwegs «Lückenbüsser» für die Zeit, in der die Arbeiter zur Untätigkeit gezwungen wären.

Unmittelbar nach Beginn der Restaurationen am wertvollen Bau, vor zwei Jahren, war es klar, dass dieser sich in einem schlechteren Zustand befand, als man dies vorhersehen konnte.

Einige waren auch der Meinung, es es mache keinen Sinn die Wände zu erneuern, ohne die Fresken, welche diese dekorieren, zu restaurieren. Schliesslich entschied sich die Gemeinde das Haus in ein eigenes Kulturzentrum umzubauen, mit der Bibliothek, dem Saal für Konzerte und so weiter, und veranlasste die «Operation» ohne Verzögerungen zu beginnen. Inzwischen, wie gesagt, hat sich die Sache anders entwickelt.

Ursprünglich war die Villa der Besitz von zwei estnischen Aristokraten, welche in den Westen flohen nach dem Sturz des Zarismus, und sich hier in Minusio, nach verschie­de­nen anderen Stationen, niederliessen. Sie bauten sich dieses Haus, inspiriert von ihrem künstlerischen, philosophischen und religiösen Kanon, und führten darin ein sehr zurückgezogenes Leben.

Sie verfügten, dass nach ihrem Tod das umgebende Grundstuck in den Besitz der Gemeinde, das Gebäude und das darin enthaltene Werk, in den Besitz des Kantons gelange. Der Staat verzichtete auf sein Recht am Besitz zugunsten der Gemeinde Minusio, begrenzte sich auf das Einkassieren der Erbschaftssteuern (bei Fehlen der direkten Nachkommenschaft sind diese beträchtlich: rund 100 000 Franken). Prof. Giuseppe Mondada, Testamentsvollstrecker, hat verschiedene Kaufofferten von Privaten zurückgewiesen, damit die Infrastruktur zugunsten der ganzen Bevölkerung erhalten werden kann.

Gemäss dem Projekt für das kommunale Kulturzentrum, wird im Erdgeschoss die Gemeindebibliothek platziert (heute befindet sie sich im Schulhaus). Gleich daneben hat es Platz für einen Lesesaal und in einem hinteren Raum wird das bildnerische Werk von Elisàr von Kupffer, einer der zwei Donatoren (der andere hiess Eduard von Mayer und war Schriftsteller), aufbewahrt werden, das sich momentan gestapelt in einer Ecke des Gebäudes befindet.

Im ersten Stock ist ein Konferenzzimmer und ein Empfangsraum vorgesehen. Die «Rotunde», deren Geräumigkeit auch von aussen sichtbar ist Dank der alles über­ra­gen­den Kuppel, wird nur für Konzerte und Ausstellungen benützt werden. Wenn es zu voll wird, finden die Zuschauer zusätzlich Platz im Gang, welcher die Rotunde mit dem restlichen Haus verbindet.

Der zweite Stock wird zu einer kleine Wohnung für den Bibliothekar. Es werden, generell, eher bescheidene Raumverhältnisse sein, die Räume dienten als private Residenz für die beiden Donatoren, die sich in ihrer Jugend in Paris kennen lernten (wo sie studierten und wo sie ihre Freundschaft schnürten, die ein ganzes Leben dauern wird), ihre Aktivitäten waren künstlerischer und kultureller Art sowie Meditation.

Darum kann man nicht an grosse Veranstaltungen denken, aber an kleine, an die Schaffung eines kulturellen Raumes und den Treffpunkt für Vereine oder lokale Gruppen, welche zwischen den würdevollen Mauern des Elisarions ein ideales Ambiente finden werden, für die Vertiefung und fürs Nachdenken.

 

Zeitungsausschnitt

Samstag, 18. April 1981

Centro Culturale Elisarion

Am 18. April 1981 wurde das umgebaute Elisarion als Kulturzentrum der Gemeinde Minusio wiedereröffntet. Centro Culturale Elisarion