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Die Goethelüge – falsche naturwissenschaftliche Behauptungen von Haeckel

Wie wenig exakt, wie oberflächlich auf die augenblickliche Übertölpelung des Publikums angelegt dieser ganze Geist ist, – wie wenig Exzellenz Haeckel und seiner Konsorten pomphafte Versicherungen der «exakten Beweise» wert sind, mögen folgende kleine, bezeichnende Sätze zeigen:

Haeckel dagegen bemerke ich
Wenn wir mittelst Telegraf und Telefon die Schranken von Raum und Zeit überwunden haben. Überwunden? – das klingt dichterisch sehr hübsch; tatsächlich sind die raumzeitlichen Schranken des Kräfteaustausches nur in kleinstem Masse etwas gemildert. Aber was gehen Tatsachen den «exakten» Welt­rätsel­löser des Monismus an! Genug, wenn dem Zivilisationphilister geschmeichelt wird, wie herrlich weit er es gebracht habe; dann glaubt er alle weiteren Lügen.
Wenn wir durch die Fotografie mit grösster Leichtigkeit das Sonnenlicht zwingen, uns in einem Augenblicke naturgetreue Bilder von jedem beliebigen Gegenstand zu ver­schaffen. Naturgetreu? – das kommt darauf an wie weit einer die Natur und die Treue begreift. Tatsächlich wird nur das enge Brennpunkt­bild annähernd richtig in Zeichnung (und Farbe; als Haeckel schrieb noch nicht ein­mal in Farbe) wiedergegeben; jede natur­tat­sächliche Verschiebung des Gegen­stan­des und innerhalb des Gegen­stan­des wird zu einer verzerrenden Fälschung – durch den «exakten» Apparat.
Die Existenz des Äthers … als reale Materie ist heute eine positive Tatsache. Man kann allerdings auch heute noch vielfach lesen, dass der Äther eine blosse Hypothese sei. Diese irrtümliche Behauptung wird wiederholt … auch von einzelnen «vorsichtigen exakten Physikern». Mit demselben rechte müsste man aber auch die Existenz der ponderablen Materie, der Masse, leugnen. Eine positive Tatsache? – die zum Leid­we­sen des «exakten» Monistenpapstes von vorsichtigen Physikern doch bestritten wird? Tatsächlich ist nicht nur der pomp­haft «bewiesene» Äther von der heutigen Physik, die durch die Radioaktivität umwälzende Einblicke in die Bedingungen der Elektrizität und der Materie gewann, wieder aufs Altenteil der Märchen gesetzt, auch die gewöhnliche Materie als solche wird nun von den Physikern nicht mehr als «Materie», sondern als «elektrische Hemmung» begriffen. So «bewiesen» und «exakt» sind die physikalischen Grundlagen.
Heute sind alle Naturforscher … so fest von der absoluten Konstanz der Materie über­zeugt, dass sie sich das Gegenteil gar nicht vorstellen können. Der französische Physiker Gustave Le Bon hat in seinem Werke «L’ évolution de la matière», Paris 1905, die ununterbrochene Vernichtung der Materie als Ergebnis­an­nahme aller elektrischen und radioaktiven Forschungen hingestellt.

Wenn alle Behauptungen, die Exzellenz Haeckel vorbringt, ebenso «exakt» sind – was bleibt von seinen Welträtsel­be­wei­sen des Monismus übrig?