Der Verein Pro Elisarion und seine Bemühungen um den Erhalt des Nachlasses von Elisàr von Kupffer

Referat von David Streiff zur virtuellen Eröffnung des restaurierten Pavillons,
April 2021

 

Am Anfang der Vereinsgründung von Pro Elisarion steht Harry Szeemann. Er hatte Ende der Siebzigerjahre das Rundbild und weitere Werke aus dem Elisarion in Minusio gerettet und dafür gesorgt, dass der Chiaromondo dei Beati zuerst in Ausstellungen auf Reisen gehen konnte und dann auf dem Monte Verità zusammen mit einigen Bildern und Materialien in einem von ihm privat finanzierten Pavillon wieder zugänglich gemacht wurde – demselbigen, nunmehr klimatisierten und sanierten Pavillon.

Als Szeemann 2005 starb, wussten wir: es fehlt von nun an der Hüter über dieses Erbe, und es war die Sorge von uns Vereinsgründern, dass damit das Interesse weiter nachlassen und der Zerfall weitergehen würde. Somit galt es, in seinem Sinne Sorge zu tragen zu diesem einmaligen, aber gefährdeten Nachlass.

Der entscheidende Impuls zur Vereinsgründung kam dann allerdings durch das Erscheinen des ersten wissenschaftlichen Buches zu Elisàr von Kupffer, verfasst vom deutschen Kunsthistoriker Fabio Ricci unter dem Titel «Ritter, Tod und Eros», das der Autor im Oktober 2007 auf dem Monte Verità vorstellte.

Im Dezember 2008 konnte der Verein in Zürich gegründet werden. Wir formulierten in den Zielsetzungen der Statuten vier Bereiche:

  1. die bessere Bekanntmachung des Werks von Elisàr von Kupffer und seiner geistesgeschichtlichen Bedeutung
  2. Restaurierung des Rundbilds «Klarwelt der Seligen»
  3. Aufarbeitung des fotografischen wie schriftlichen Nachlasses von Elisàr von Kupffer und Eduard von Mayer
  4. die langfristige Sicherung des gesamten – auch literarischen – Nachlasses.

 

Drei dieser Ziele haben wir zwölf Jahre später,
Anfang April 2021 erreicht.

 

Die bessere Bekanntmachung des Werks von Elisàr von Kupffer

Die Hinterlassenschaft Elisàrs wurde durch die Ausstellung in Minusio, die 2011 eröffnet wurde, in den originalen Räumen nachvollziehbar. Das gelang, weil die Gemeinde Minusio uns, dank Joel Morgantini und Anita Ammann, dieses Gastrecht anbot und wir uns in intensiver kollektiver Gratisarbeit dieser Aufgabe stellten – mit ebenso viel Freude wie Improvisationskunst, denn viel Geld stand nicht zur Verfügung.

Wir konnten, tatkräftig unterstützt durch den Custode Claudio Berger, den kultischen Rundgang durchs Haus rekonstruieren, in der Rotunde eine auf Fotoleinwand gedruckte Kopie des Rundbildes montieren, die wichtigsten Gemälde Elisàrs ausstellen und in zwölf Vitrinen unzählige Materialien zu Leben und Werk der beiden Herren zeigen.

Entscheidend waren bei dieser Präsentation die Fotobestände im Nachlass, die, von Memoriav hälftig mitfinanziert, digitalisiert werden konnten. Es sind weitgehend Bilder, die Szeemann unbekannt gewesen waren. Sie wurden die Grundlage zur späteren Restaurierung des Rundbildes.

Zur Begleitung der Ausstellung konnten wir eine vom Centro culturale Elisàrion finanzierte, zweisprachige Broschüre erstellen und darin in zahlreichen Illustrationen viele der kaum bekannten Gemälde und die neu entdeckten Fotos einem breiteren Publikum bekannt machen.

Diese Ausstellung legte den Grundstein zu dem, was dann folgte – d.h. die Ziele 2 und 3 in den Statuten:

Die Restaurierung des Rundbilds «Klarwelt der Seligen»

und

Die langfristige Sicherung des gesamten – auch literarischen – Nachlasses von Elisàr von Kupffer und Eduard von Mayer.

 

Dazu brauchte es drei wichtige Schritte

Erstens den Entscheid der Gemeinde, mit 250 000 Franken den Pavillon auf dem Monte Verità und seinen Inhalt zu sanieren.

Zweitens unsere Überzeugungsarbeit, für die Restaurierung des Rundbildes nicht irgendwelche, sondern die besten Restauratoren für diese Aufgabe vertraglich zu verpflichten, d.h. Petra Helm und Christian Marty, die unter anderem mit Panoramen der Schlacht am Berg Isel in Innsbruck und dem Bourbaki-Panorama in Luzern gezeigt hatten, was sie können.

Drittens die Bereitschaft der Fondazione Monte Verità, den Elisàrion-Pavillon als integrierenden Bestandteil ihrer musealen Anlage zu betrachten und unter ihre Fittiche zu nehmen, obschon historisch die Welt von Elisàr und jene der gleichzeitigen Monteveritaner getrennte Welten waren und es von Szeemann vorerst nur als Notlösung dorthin gelangt war, da das originale Haus, inzwischen als Kulturzentrum eingerichtet, nicht mehr zur Verfügung stand.

Dass der genannte Grundbetrag der Gemeinde nicht reichen würde, war rasch klar, galt es doch auch, die Hülle, den Pavillon, klimatisch aufzuwerten und zu sanieren: dieser Teil der Arbeiten lag in der Verantwortung der Herren Geronzi und Zanetti.

Die Kontextualisierung gehörte ebenfalls dazu, also die Einbettung des Rundbildes in den grösseren Zusammenhang von Elisàr von Kupffers und Eduard von Mayers geistiger Welt. Hier konnte Andreas Schwab gewonnen werden, der schon bei der Neueinrichtung der Casa Anatta die heutigen Möglichkeiten einer digitalen Vermittlung auszuschöpfen wusste und im Vorraum zum Rundbild alle Informationen zusammengefasst hat, die es zum Verständnis des Elisàr’schen Oeuvre braucht.


Schliesslich galt es, den Baldachin zu realisieren, der in der originalen Inszenierung des Rundbildes dazu gehörte, wie wir von Fotos und Bildern wissen. Die Realisierung übernahmen unser Vorstandsmitglied Lukas Piccolin und der Dekorbauer/Büh­nen­bildner Roger Martin.

So wurde die Geldbeschaffung in den letzten sieben Jahren ein wichtiger Teil unserer Tätigkeit. Durch Mitgliederbeiträge, Spenden und ein Crowdfunding kamen über die Jahre beachtliche Beträge zusammen; überdies gelang es uns, die Stiftung Rozalia und die Pro Patria für dieses Projekt zu gewinnen.

Nach diesem jahrelangen Engagement können Sie sich vorstellen, in welchem Mass die Wiedereröffnung des neu gestalteten Pavillons für den ganzen Verein ein Freudentag ist, den wir gern anders gefeiert hätten, wenn Corona nicht dazwischen gekommen wäre.

Wir hoffen sehr, mit Ihrer aktiven Hilfe viele Menschen zu motivieren, sich diesen neuen Teil der Attraktionen auf dem Monte Verità anzuschauen, und dass diese durch die Einführung im Eingangsbereich und dank der Hilfe der Aufsichtspersonen die Besucherregeln allesamt beachten – d.h. sich respektvoll unter den Baldachin stellen und nicht zu nahe ans Rundbild treten.

Wir danken allen für ihren grossen Einsatz, ohne den wir den heutigen Tag nicht feiern könnten. Sie sind alle auf dem Colophon aufgelistet.

Neben den schon Genannten verdienen an dieser Stelle Stefano Micheli und die Verantwortlichen der Fondazione Monte Verità besondere Erwähnung. Sie trugen für die ganze Abwicklung des komplexen Projektes eine nicht immer leichte Verantwortung. Ich nenne hier in der erste Phase Lorenzo Sonognini und später Stefania Gallo und Nicoletta Mongini. Sie werden auch in Zukunft mit der Bespielung des Pavillons zu tun haben. Auch dafür schon jetzt unser herzlicher Dank.

Wir werden den Erfolg des neuen Elisarions mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen. Doch unsere künftigen Aufgaben erschöpfen sich nicht damit, denn wir möchten erst mal die noch verbleibende, letzte Etappe der Restaurierung, d.h. die Arbeit an den Retuschen begleiten, indem wir uns wieder einmal an die Geldbeschaffung machen, und uns dann an den vierten, noch nicht erfüllten Schwerpunkt unserer Ziele machen: die Aufarbeitung des schriftlichen Nachlasses.