Elisàr von Kupffers malerisches Werk, das im Wesentlichen in den Jahren von 1905 bis 1930 geschaffen wurde, greift auf umfangreiche kunsthistorische Vorbilder zurück. Unter formalen Aspekten finden sich starke Bezüge zur Kunst der Antike, vor allem aber zu Monumentalwerken des französischen Symbolismus. Unmittelbare Vorbilder lassen sich im Werk Puvis de Chavannes und Maurice Denis’ aufzeigen.
Als weiteres Vorbild benennt Elisàr von Kupffer den deutschen Jugendstilmaler Ludwig von Hofmann, den er während seines Italienaufenthaltes kennen gelernt haben könnte.
Die Zyklusidee des zentralen Rundbildes findet sich nur wenige Jahre zuvor in den Werken Edvard Munchs und Ferdinand Hodlers.
Durch den ‹kitschigen› Gesamteindruck und die antikisierende Darstellung der Jünglinge wurde das Werk bisher ausschliesslich als minderwertig oder als ‹zu schwul› betrachtet.
Erst die genaue kunstwissenschaftliche Untersuchung konnte weitere Bezüge herstellen und das Werk decodieren.
Dabei stellte sich heraus, dass von Kupffer inhaltlich auf vergleichbare Elemente wie beispielsweise Wassily Kandinsky und Piet Mondrian zurückgreift. Die abgebildete Welt wird als energetischer Zustand begriffen und abgebildet. Den Werken von Kupffers unterliegt eine erst jetzt aufgedeckte ‹Tropismus›-Theorie, der zu folge der Betrachter die ‹energetischen Schwingungen› der Werke annimmt, sozusagen Eins mit seiner Umgebung wird.
Die gleiche, theosophisch insiprierte Vorstellung stellt im Werk Kandinskys die Motivation für den Aufbruch in die Abstraktion dar.
Die kunsthistorische Bedeutung des teilweise erhaltenen Gesamtwerkes von Kupffers darf in Ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden und stellt einerseits ein wichtiges Dokument für die inhaltlichen Grundlagen der Moderne zugleich einen unersetzbaren Fundus für die Erforschung der historischen Situation vor 1933 dar.
Die bildende Kunst bedeutet im klaristischen Verständnis ‹Emanation Gottes als erotische Kraft› und soll somit zu einer Reform der Gesellschaft beitragen.
Doch auch die abgebildeten Körper, nicht zuletzt der Körper Elisàr von Kupffers, wird im Sinne Ernst Haeckels als ‹Kunstform der Natur›, als göttlicher Ausdruck verstanden.
Elisàr, Religionsgründer und Inkarnation zugleich, stellt sich in seinen Werken in facettenreicher Selbstinszenierung dar – als dandyhaften Malerphilosophen, ewig androgynen Jüngling, heiligen Sebastian oder siegreichen Helden.
Im Hinblick auf die Geschlechtertheorien des frühen zwanzigsten Jahrhunderts stellt das Werk von Kupffers, ebenso seine Selbstinszenierung, eine einzigartige, als provozierend empfundene Position dar.