Umarmung auf der Enzianwiese
«Um deinen Nacken schling ich meine Hände,
Als zög ich mich an Dir empor,
In Knieen auf dem blühenden Gelände.
Du, der mich recht zur Gotteswelt erhoben!
Wohin ich auch die Blicke wende,
Es ist so schön wie nie zuvor.
Ja, immer konnt ich deinen Adel loben;
Du bliebst ja immer schön und immer jung,
Auch damals schon, ach, in Erinnerung!
Als Dir die Umwelt grausam Unrecht tat,
Ja grausam blöde Unrecht tat!
Du liebst mich doch auch heute noch,
Du Liebster Einziger!
Auch nun, befreit aus allen Erdenjoch.
Schau doch die vielen blauen Enzianblüten
Und roten Falter, als ob Flammen glühten!
Du schweigst und neigst
Dein Haupt, und meine Arme
Ermüden nimmer – ich erwarme
An deinem Halse, deiner Brust
Zu neuem Leben, neuer Lust!»
«Du warst ein schmuckes Vögelein,
Das einst zu mir ins Haus geflogen.
Du warst ein liebes Mägdelein,
So schlicht und wahr, so treu und fein,
Das Keinen um sein Glück betrogen.
Du warst der liebe Sonnenschein,
Der mich begrüsst, wenn ich erwachte,
Und mir ins Herz wie jubelnd lachte.
So ward ich Dein, Du wurdest mein.
Ei, damals hast Du Schmuck verschmäht,
Der Dir nun gar so reizend steht.
Die törichte Umwelt von dazumal,
Der Wirrwelt Sorge, Neid und Qual,
Sie schwanden hin, und alle Angst:
Dass Du vor Blitzen und Menschen bangst.
Nun bist Du hier und bleibst geborgen
Im Arm der Liebe, schön und froh;
So ist es heute, so ist es morgen,
In dieser Klarwelt – da bleibt es so.»
Umarmung auf der Enzianwiese: Eine Gestalt umarmt von hinten einen auf der Wiese knienden Jüngling und spielt dabei mit einer blauen Kette.