Vor hohen Zypressen
«Hoch über uns getürmt stehn die Zypressen,
Domgleiche Weihezeugen unsrer Liebe.
Auch Glück der Wirrwelt blieb uns unvergessen,
Weil schon geweiht durch echte Seelentriebe.
In reichen weissen Rosenbusch geschmiegt,
Umschwebt von vielen himmelblauen Faltern,
Lacht uns das Glück des Tages, nie versiegt,
In Jugendfreuden, die da nimmer altern.
Auf deine Schulter leg ich leis die Hand,
Nicht tut es Not, besorgt dich fest zu halten,
Du hast fein sacht den Leib mir zugewandt,
Zu Eins verbinden so sich zwei Gestalten.
Dein dunkles Auge lacht so halb verträumt,
Im schwarzen Haar da schimmern blaue Lichter,
Rotlippig ist die Perlenreih umsäumt,
Ja, liebes Herz, Du weckst in mir den Dichter.»
«Du sprichst so schön, dass ich Dir gerne lausch,
Ei, blonder Freund mit dem Profil des Adels,
Wie ich Gefühle gerne mit Dir tausch!
Stets warst Du kühn, doch niemals Wert des Tadels.
Die Falter werben auch um Blumen kühn,
Sie selbst doch wahrlich Blumen, die da fliegen.
Zwei Lilien stehn wie Kerzen, die da glühn
Zum Fest der Liebe – wo doch Beide siegen.»
«Ja, dunkle Schönheit, Du bist klug gesinnt,
Der Klarweit Weisheit lässt Du nicht vermissen,
Sie duftet süss, dass sie mein Herz gewinnt –
Wie rings im Grün weiss schimmernde Narzissen.»
Vor hohen Zypressen stehen zwei Jünglinge, die gemeinsam Blumengirlanden halten.