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Klage um Jonathan

Davids Klage um Saul und Jehonatan (Zürcher Bibel 2007, Samuel 2, 1.1 bis 1.27)

Und nach dem Tod Sauls und nachdem David zurückgekehrt war vom Schlag gegen Amalek, war er zwei Tage in Ziklag, und sieh, da kam am dritten Tag ein Mann aus dem Lager, von Saul, und seine Kleider waren zerrissen, und auf seinem Kopf war Erde. Und als er zu David kam, fiel er zur Erde nieder und verneigte sich. Und David sagte zu ihm: Woher kommst du? Und er sagte zu ihm: Ich bin entronnen aus dem Lager Israels. Und David sagte zu ihm: Was ist geschehen? Berichte es mir doch. Und er sagte: Das Volk ist aus der Schlacht geflohen, und es ist auch eine grosse Zahl vom Volk gefallen und umgekommen, und auch Saul und Jehonatan, sein Sohn, sind tot. Und David sagte zu dem jungen Mann, der ihm dies berichtete: Woher weisst du, dass Saul und Jehonatan, sein Sohn, tot sind? Und der junge Mann, der ihm berichtete, sagte: Zufällig befand ich mich auf dem Gebirge Gilboa, und sieh, da stand Saul, auf seinen Speer gestützt, und sieh, die Wagen und die Reiterei hatten ihn eingeholt. Da wandte er sich um und sah mich, und er rief mich, und ich sagte: Hier bin ich. Und er sagte zu mir: Wer bist du? Und ich sagte zu ihm: Ich bin ein Amalekiter. Und er sagte zu mir: Tritt her zu mir und gib mir den Todesstoss, denn Schwäche hat mich ergriffen, aber noch immer ist mein Leben in mir. Da trat ich zu ihm und gab ihm den Todesstoss, denn ich wusste, dass er seinen Fall nicht überleben würde. Dann nahm ich das Diadem, das auf seinem Kopf war, und die Spange, die an seinem Arm war, und ich habe sie hierher gebracht zu meinem Herrn. Da fasste David seine Kleider und zerriss sie, und so machten es auch alle Männer, die bei ihm waren. Und sie hielten die Totenklage und weinten und fasteten bis zum Abend für Saul und für Jehonatan, seinen Sohn, und für das Volk des HERRN und das Haus Israel, weil sie gefallen waren durch das Schwert. Und David sagte zu dem jungen Mann, der ihm berichtet hatte: Woher bist du? Und er sagte: Ich bin der Sohn eines amalekitischen Fremden. Und David sagte zu ihm: Wie kommt es, dass du dich nicht gescheut hast, deine Hand auszustrecken, um den Gesalbten des HERRN umzubringen? Und David rief einen von seinen Männern und sagte: Komm her, stoss ihn nieder! Und der erschlug ihn, und er starb. Und David sprach zu ihm: Dein Blut ist auf deinem Haupt, denn dein Mund hat gegen dich ausgesagt, als du sagtest: Ich habe dem Gesalbten des HERRN den Todesstoss gegeben.

Und David sang dieses Klagelied für Saul und für Jehonatan, seinen Sohn, und er sagte, man solle es die Judäer lehren als das Lied vom Bogen; sieh, es steht im Buch des Aufrechten:

Die Zierde, Israel,

auf deinen Anhöhen durchbohrt!

Wie sind die Helden gefallen!

Berichtet es nicht in Gat,

verkündet es nicht in den Gassen von Aschkelon,

die Töchter der Philister sollen sich nicht freuen,

die Töchter der Unbeschnittenen sollen nicht frohlocken!

Berge von Gilboa, kein Tau soll auf euch fallen und kein Regen,

ihr Gefilde des Todes,

denn dort wurde der Schild der Helden besudelt,

der Schild Sauls nicht gesalbt mit Öl.

Blut von Gefallenen,

Fett von Helden.

Nie wich Jehonatans Bogen zurück,

und Sauls Schwert kehrte nicht erfolglos heim.

Saul und Jehonatan –

geliebt und liebenswert, solange sie lebten,

auch in ihrem Sterben nicht getrennt.

Schneller waren sie als Adler,

stärker waren sie als Löwen.

Töchter Israels,

weint um Saul,

der euch mit Schmuckstücken rot bekleidet hat,

der Goldschmuck geheftet hat an euer Gewand.

Wie sind die Helden gefallen

im Getümmel der Schlacht!

Jehonatan –

auf deinen Anhöhen durchbohrt!

Deinetwegen bin ich in Not, mein Bruder Jehonatan,

du warst mir so lieb.

Wunderbarer war deine Liebe für mich

als die Liebe von Frauen.

Wie sind die Helden gefallen

und verloren die Waffen des Kriegs!

 

Davids Klage um Saul und Jonatan (Deutsche ökumenische Einheitsübersetzung 1980, Samuel 2, König David: 1,1 bis 1,27)

Als David nach dem Tod Sauls von seinem Sieg über die Amalekiter zurückgekehrt war und sich zwei Tage lang in Ziklag aufgehalten hatte, kam am dritten Tag ein Mann aus dem Lager Sauls, mit zerrissenen Kleidern und Staub auf dem Haupt. Als er bei David angelangt war, warf er sich (vor ihm) auf den Boden nieder und huldigte ihm. David fragte ihn: Woher kommst du? Er antwortete ihm: Ich habe mich aus dem Lager Israels gerettet. David sagte zu ihm: Wie stehen die Dinge? Berichte mir! Er erwiderte: Das Volk ist aus dem Kampf geflohen, viele von den Männern sind gefallen und umgekommen; auch Saul und sein Sohn Jonatan sind tot. David fragte den jungen Mann, der ihm die Nachricht brachte: Woher weißt du, dass Saul und sein Sohn Jonatan tot sind? Der junge Mann, der ihm die Nachricht brachte, sagte: Ich kam zufällig auf das Gebirge von Gilboa; da sah ich, wie sich Saul auf seinen Speer stützte und Kriegswagen und Reiter auf ihn eindrangen. Er wandte sich um, und als er mich sah, rief er mich. Ich antwortete: Hier bin ich. Er fragte mich: Wer bist du? Ich gab ihm zur Antwort: Ich bin ein Amalekiter. Da sagte er zu mir: Komm her zu mir und töte mich! Denn mich hat ein Schwächeanfall erfasst, aber noch ist alles Leben in mir. Ich ging also zu ihm hin und tötete ihn; denn ich wusste, dass er seine Niederlage nicht überleben würde. Dann nahm ich den Stirnreif, den er auf dem Kopf trug, und die Spange, die er am Arm hatte, und bringe sie nun hierher zu meinem Herrn. Da fasste David sein Gewand und zerriss es und ebenso (machten es) alle Männer, die bei ihm waren. Sie klagten, weinten und fasteten bis zum Abend wegen Saul, seines Sohnes Jonatan, des Volkes des Herrn und des Hauses Israel, die unter dem Schwert gefallen waren. Und David fragte den jungen Mann, der ihm die Nachricht gebracht hatte: Woher bist du? Er antwortete: Ich bin der Sohn eines Einwanderers aus Amalek. David fragte ihn: Wie kommt es, dass du dich nicht davor gefürchtet hast, deine Hand auszustrecken, um den Gesalbten des Herrn umzubringen? Darauf rief David einen von seinen jungen Männern zu sich und sagte: Komm her, stoss ihn nieder! Und er schlug ihn tot. David aber sagte zu ihm: Dein Blut über dein Haupt; denn dein Mund hat dich verurteilt, als du sagtest: Ich habe den Gesalbten des Herrn getötet. Und David sang die folgende Totenklage auf Saul und seinen Sohn Jonatan; er sagte, man solle es die Söhne Judas als Bogenlied lehren; es steht im «Buch des Aufrechten»:

Israel, dein Stolz liegt erschlagen auf deinen Höhen.

Ach, die Helden sind gefallen!

Meldet es nicht in Gat,

verkündet es nicht auf Aschkelons Strassen,

damit die Töchter der Philister sich nicht freuen,

damit die Töchter der Unbeschnittenen nicht jauchzen.

Ihr Berge in Gilboa, kein Tau und kein Regen

falle auf euch, ihr trügerischen Gefilde.

Denn dort wurde der Schild der Helden befleckt,

der Schild des Saul, als wäre er nicht mit Öl gesalbt.

Ohne das Blut von Erschlagenen,

ohne das Mark der Helden

kam der Bogen Jonatans nie zurück;

auch das Schwert Sauls

kehrte niemals erfolglos zurück.

Saul und Jonatan, die Geliebten und Teuren,

im Leben und Tod sind sie nicht getrennt.

Sie waren schneller als Adler,

waren stärker als Löwen.

Ihr Töchter Israels, um Saul müsst ihr weinen;

er hat euch in köstlichen Purpur gekleidet

hat goldenen Schmuck auf eure Gewänder geheftet.

Ach, die Helden sind gefallen mitten im Kampf.

Jonatan liegt erschlagen auf deinen Höhen.

Weh ist mir um dich, mein Bruder Jonatan.

Du warst mir sehr lieb.

Wunderbarer war deine Liebe für mich

als die Liebe der Frauen.

Ach, die Helden sind gefallen,

die Waffen des Kampfes verloren.

David und Jonathan, Gemälde von Giovanni Battista Cima de Conegliano, National Gallery London