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Lebenswerte – Sammlung ethischer Essays

Die verwirrende Entwicklung des letzten Jahrhunderts erweckt in jedem die Frage, was für

«Lebenswerte»

alle diese Kräfte enthalten oder entwickeln können. Die Ent­fal­tung des menschlichen Innenlebens hielt nicht recht Schritt mit jenem äusseren technischen Aufschwung. Der Kern des Innenlebens ist das Persönliche im Menschen; aus ihm quellen Taten und Fortschritte. Auch die Physik beginnt zu erkennen, dass die Materie nicht tot ist, sondern individuell.

Diese Sammlung erstrebt eine Gesundung des sozialen Lebens. Sie will der Persönlichkeit das öffentliche Recht an sich selbst erkämpfen, das Recht eigner Lebensgestaltung, so­fern sie nicht durch Vergewaltigung oder böswillige Täu­schung in fremdes Leben eingreift. Kein Missbrauch kann sich hinter diese Auffassung verschanzen, und doch eröffnet sie, ohne Ausnahmegesetze, jedem die Möglichkeit der Freude und damit der persönlichen und sozialen Gesundung.

«Lebenswerte» sollen aber von jedem erfasst werden können, auch von dem, der am meisten Sklave seiner Zeit ist. Darum sollten diese Hefte zunächst darauf sinnen, jedem zu­gänglich zu sein und sich in Kürze durch Wort und Bild ver­ständ­lich zu machen. Möchten die Wege, wie sie die Ver­fas­ser gefunden zu haben glauben, von vielen betreten oder doch geprüft werden. Möchten sich später auch andere Kräfte dieser reichen Arbeit anschliessen.

 

Zunächst erscheinen 5 Hefte – gleichsam ein praktisches Programm – und behandeln:

  1. Die religiöse Frage: Olympia und Golgatha
  2. Die naturwissenschaftliche Frage: Die Märchen der Naturwissenschaft
  3. Die Frage der Kunst: Heiland Kunst
  4. Die soziale Frage: Der Dienst des Goldes
  5. Die Frage der Erziehung: Priesterin Mutter

 

Mache dich auf, geneigter Leser, nimm deinen Wanderstab und wandre durch die ländlichen Gefilde unseres deutschen Ostens, wo die Einfalt wohnt. Da schau an das verkommene Elend, die grauenvollen Züge menschlicher Vertierung und Verblödung, die Überall in den Hütten der «kleinen Leute» vorherrschen. Und wenn du an einem stillen, herrlichen Sonntagmorgen die Glocke des Kirchleins über der ländlichen Idylle hörst und dir vorhältst, dass sie 1000 Jahre allsonntäglich zum Heiland, zum Erlöser der Armen gerufen hat, und wenn dich dann nicht ein Grauen erfasst vor unserer Kultur, dann wird dich nichts be­leh­ren können. Oder wandre dort, wo die neue Lehre herrscht von der Allgewalt des Erfolges, von der Seligkeit des mate­riel­len Geniessens, wandre durch die Arbeiterviertel einer Gross­stadt und sieh, wieviel Elend, wieviel widerliche Züge diese viehische Entartung und Verrohung in das menschliche Leben gräbt, dann schau dir diese verzerrten Abbilder des Men­schen­tums einmal gründlich an, – blicke auch in die Paläste der Reichen mit ihrer Kälte, ihrem glänzenden Elend, blicke in den Mittelstand mit seiner sattzufriedenen, stagnierenden All­tags­welt, schaue in die Kreise von Bildung und Besitz mit ihrem Übermenschendünkel, und wenn du dann noch unsere er­ha­bene Kultur zu preisen vermagst, dann klapp dies Buch zu – wir werden uns nie verstehen.

 

 

Lebenswerte Die Märchen der Natruwissenschaft

Lebenswerte – Heiland Kunst
Lebenswerte – Text Rückseite

Lebenswerte – Illustrierte Essays für reife Menschen, her­aus­gegeben von Elisàr von Kupffer und Eduard von Mayer, ist der Versuch, die wissenschaftlichen Erkenntnisse um 1900 in eine neue philosophisch-religiöse Erklärungslehre überzuführen. Dabei werden als erstes die damaligen wissen­schaftlichen Theorien und deren populär-wis­sen­schaftlichen Erklärungen untersucht. Die Autoren finden dabei manche Schwachstellen und unbewiesene wis­sen­schaftliche Spekulationen, die sie dem geneigten Leser darlegen:

  1. Die religiöse Frage: Olympia und Golgatha
  2. Die naturwissenschaftliche Frage: Die Märchen der Naturwissenschaft, PDF, 1907
  3. Die Frage der Kunst: Heiland Kunst, PDF, 1907
  4. Die soziale Frage: Der Dienst des Goldes
  5. Die Frage der Erziehung: Priesterin Mutter

Die Feststellung, welche die beiden Autoren machen, sind die Grundlage ihrer neuen Weltanschauung – die sie Klarismus nennen. Seither sind über 100 Jahre vergangen, viele damals noch ungelöste oder unbekannte Phäno­mene der Physik sind inzwischen durch wissenschaftliche Theorien und Modelle erklärbar, wie die Relati­vi­täts­theo­rie, die Quantenphysik und der Urknall. Doch die Suche geht weiter, es gibt Denkansätze, welche die Mög­lich­keit eines parallelen Universums postulieren, oder die Mög­lich­keit, unser Universum hat «Wurmlöcher», in denen die heute bekannten physikalischen Gesetze nicht gelten. Dazu kommt die Frage: Was war vor dem Urknall?

Erste Denkansätze zur Quantenphysik und zur Relati­vi­täts­theo­rie wurden schon um 1900 diskutiert. Wie weit die beiden Autoren diese kannten und in ihre Gedankengänge einschlossen, ist schwierig zu sagen. Doch die grossen Physiker Max Plank Quan­ten­physik und Albert Einstein Relativitätstheorie müssen ähnliche Zweifel an den damaligen physikalischen Theorien gehabt haben, wie Elisàr von Kupffer und Eduard von Mayer.

Nach wie vor eine philosophische Frage ist das Postulat oder die Erkenntnis, der Mensch sei ein «Eigenwesen», unabhängig von einem «Weltenlenker», ein Eigenwesen, das ohne göttliche Vorsehung oder Bestimmung seine Daseins­be­rech­ti­gung hat und auch nicht das Resultat der bio­lo­gischen Selektion im Sinne Darwins ist. Die Schriften der beiden Autoren sind ein Beitrag dazu.